Gedichte aus und über Pommern

 

Min Pommernland I

Segg, weißt du up de wide Welt

Dat Flag, wo`t jedenein geföllt,

Wo tru as Gold is jedes Wurt,

Kennst du dat Land, kennst du den Urt?

Min Pommernland, min Pommernland,

Dat is, dat is dat true Land.

 

Weißt du, wo`t schön, wo`t wunnerschön,

Wo blag dei Häwen, blag de See`n,

Wo Eiken sick an Eicken reihn,

Kennst du dat Land, hest du`t all seihn?

Min Pommernland, min Pommernland,

Dat is, dat is dat schöne Land.

 

Weißt du, wo ick eis buren bün,

Wo ick Beraup un Hüsung sünn,

Weist du, wen ick von Harten god

Un wen ick tru bliw bet in `n Dod?

Min Pommernland, de Waterkant,

Dat is min Leiw, min Heimatland.

Walter Schreiber

(Quelle: Heimatkalender für den Kreis Regenwalde 1924)

 

Min Pommernland II

Von alle Länner dei ick seihn

In Ost, Süd, Nurd un Westen,

Geföllst du mi, leiw Pommernland,

Am allerallerbesten.

 

Nich blot wil du min Heimat büst.

Nich dorum daù `k di prisen,

Du kannst mit dine Schönheit di

getrost all Minschen wissen.

 

An dine Waterkant, dor heww

So männigmal ick säten

Un heww dat fäuhlt: min Pommernland

Kann mit all Welt sick mäten.

Wo herrlich schön sünd Busch un Bom,

Din Eiken un din Bäuken.

Jeja, jeja! So `n Land, dat sall

Man annerswo irst säuken.

 

Min Heimatland, wo büst du schön -

So schön heww `k narends drapen!

Du büst min Leiw, di hürt min Tru,

Di all min Daun un Hapen.

Walter Schreiber

(Quelle: Heimatkalender für den Kreis Regenwalde 1924)

 

 

Kennst du das Leben?

Kennst du das Leben? Ich glaube, du hast es nie gesehn.

Du lebst in den Sielen;

Du bist wie die vielen.

Die oft danach schielen

Und die doch immer daran vorübergehn.

 

Das Leben ist bunt wie ein schillernder, dürstender Schmetterling,

Der aus Blütenwogen

Sich Zucker gesogen,

Der im Lichte geflogen

Und lange an den köstlichen Kelchen hing.

 

Das Leben ist weich wie ein leise spielender Morgenwind,

Wie ein zartes Wehen

Aus strahlenden Höhen,

Wer `s nie gesehen,

Der weiß es nicht, was duftende Rosen sind.

 

Das Leben ist roh; es kümmert sich um den Menschen nicht.

Es läßt ihn verrecken

An Straßenecken,

An Zäunen und Hecken;

Es geht vorüber mit eisigem Angesicht.

 

Das Leben ist groß, ist ungeheuer groß und rein;

Es hebt zu den Göttern,

Es kann zerschmettern,

In goldenen Lettern,

Trägt es die Großen in die Geschichte ein.

 

Das Leben ist voll Schönheit, Roheit und Hinterlist,

Voll harter Stöße,

Von schmutziger Blöße,

Von unendlicher Größe,

Das Leben ist immer so, wie du selber bist.

Bogislaw von Selchow

(Quelle: Heimatkalender, Der schöne Kreis Regenwalde, 1938) 

 

Pommernlied 

Wenn in stiller Stunde Träume mich umwehn,

bringen frohe Kunde Geister ungesehn,

reden von dem Lande meiner Heimat mir:

hellem Meeresstrande, düsterm Waldrevier.

 

Aus der Ferne wendet sich zu Dir mein Sinn,

aus der Ferne sendet trauten Gruß er hin:

Traget, laue Winde, meinen Gruß und Sang,

wehet leis und linde treuer Liebe Klang.

 

Weiße Segel fliegen auf der blauen See,

weiße Mögen wiegen in der blauen Höh,

blaue Wälder krönen weißer Dünen Sand-

Vaterland mein Sehnen ist Dir zugewandt!

 

Bist ja doch das eine auf der ganzen Welt,

bist ja mein, ich Deine, treu Dir zugesellt.

kannst ja doch von allen, die ich noch gesehn,

mir allein gefallen, vaterland so schön!

 

Jetzt bin ich im wandern, bin bald hier, bald dort,

doch aus allem andern, treibt michs immerfort.

Bis in Dir ich wieder finde meine Ruh,

send ich meine Lieder, Dir o heimat, zu!

Adolf Pompe, März 1852

 

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